Vorlesungsverzeichnis Studienabschnitt-I

                                                                  

Wintersemester 2024/25
(Beginn: 14. Oktober 2024)

Fundamentaltheologie
Dozent: Prof. Dr. Christoph Binninger

Offenbarung IIKanonbildung und Inspirationsfragen  
„Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift beider Testamente sind gleichsam ein Spiegel, in dem die Kirche Gott … auf ihrer irdischen Pilgerschaft anschaut, bis sie hingeführt wird, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen, so wie er ist.“ (DV 7)Die Vorlesung geht zwei Grundfragen nach:
1. Wie hat sich der biblische Kanon entwickelt?
Im Mittelpunkt der theologiegeschichtlichen Untersuchungen steht die Entwicklung des biblischen Kanons. Nach welchen Kriterien und auf Grund welcher Autorität ist er entstanden?
2. Die Frage der Inspiration:
Die Botschaft des Heils wurde „durch jene Apostel und apostolischen Männer (…) unter der Inspiration des gleichen Heiligen Geistes … niedergeschrieben.“ (DV 7)
Welche Vorstellungen dieser Inspiration gibt es? Worauf bezieht sich die biblische Inspiration? Wie ist die Beziehung zwischen den biblischen Schreibern und dem inspirierenden Hl. Geist zu verstehen? (3 SWS)

Literatur:
DV.
DE LUBAC, H., Die göttliche Offenbarung, Freiburg/ Br. 2001.
KERN, W., POTTMEYER, H., SECKLER, M. (Hrsg.), Handbuch der Fundamentaltheologie, Bd. 2, Freiburg/ Br.  ²2000.
BÖTTIGHEIMER, C., Lehrbuch der Fundamentaltheologie. Die Rationalität der Gottes-, Offenbarungs- und Kirchenfrage, Freiburg/ Br. 2009.

_____________________________

Philosophiegeschichte
Dozent: Prof. Dr. Sigmund Bonk

Spätes Mittelalter und frühe Neuzeit
Im „Herbst des Mittelalters“ beginnt die scholastische Synthese zu zerfallen. Theologie und Philosophie gehen ihre eigenen Wege, was die Gefahr des Fideismus bzw. Rationalismus mit sich bringt. Dennoch ist die Zeit von Duns Scotus bis Kant reich an großen Denkergestalten. Manchen davon eignete durchaus die Kraft, auch noch das gegenwärtige Denken zu befruchten. (3 SWS)

Literatur:
HIRSCHBERGER, J., Geschichte der Philosophie in zwei Bänden, Köln 2000. v. a. „Dritter Teil:   Neuzeit“.

_____________________________

Christliche Sozialwissenschaften
Dozent: Prof. Dr. Clemens Breuer

Grundlegung der Christlichen Sozialwissenschaften (I; II):
Anliegen, Begriff und Methode der Disziplin; Die Ordnungsprinzipien der Gesellschaft; Recht und Gerechtigkeit
Als Lehrfach zählt die Christliche Sozialwissenschaft zu den jüngeren Disziplinen, die sich im Fächerkanon der katholisch-theologischen Ausbildung herauskristallisiert haben. Das Anliegen der Christlichen Sozialwissenschaften geht jedoch auf die Anfänge des Christentums zurück und kann in der hl. Schrift und bei einzelnen Kirchenvätern nachdrücklich belegt werden. Nach der Vorstellung von Anliegen, Begriff und Methode der Disziplin wird ein geschichtlicher Abriss geboten. Das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft wird eingehend behandelt, wobei die soziale Wesensanlage des Menschen besonders herausgestellt wird. Die Personalität des Menschen spielt eine entscheidende Rolle. Die sich im Laufe der Zeit herauskristallisierten Ordnungsprinzipien der Gesellschaft werden angesprochen.
Die Bundesrepublik Deutschland beansprucht für sich, ein Rechtsstaat zu sein. Doch welche Voraussetzungen müssen einem Staat zu Grunde liegen, damit man von einem Rechtsstaat sprechen kann? Was ist und was beinhaltet das so genannte „Naturrecht“? Im Weiteren geht es um die Grundformen der Gerechtigkeit, ohne die ein Rechtsstaat nicht bestehen kann. (3,5 SWS)

Literatur:
Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden (Hg.): Kompendium der Soziallehre der Kirche, Freiburg/Br. 2006 (Erstausgabe in italienischer Sprache, Vaticana 2004).
Bundesverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands – KAB (Hg.): Texte zur katholischen Soziallehre. Die sozialen Rundschreiben der Päpste und andere kirchliche Dokumente, Köln 9. Auflage 2007.
HÖFFNER, J., Christliche Gesellschaftslehre, Kevelaer 2. Auflage 2000.
UTZ, A.-F., Sozialethik. I. Teil: Die Prinzipien der Gesellschaftslehre, Heidelberg/ Löwen 2. Auflage 1964.
RAUSCHER, A., Kirche in der Welt. Beiträge zur christlichen Gesellschaftsverantwortung, Bd. 1, Würzburg 1988.
RAUSCHER, A., Handbuch der Katholischen Soziallehre, Berlin 2008.
BREUER, C., Christliche Sozialethik und Moraltheologie. Eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen zweier Disziplinen und die Frage ihrer Eigenständigkeit, Paderborn 2003.

_____________________________

AT-Einleitung
Dozent: Prof. Dr. Oliver Dyma

Einleitung in das Alte Testament II: Literaturgeschichte
Die Texte des Alten Testaments sind im Verlauf mehrerer Jahrhunderte entstanden und tragen „Spuren ganz verschiedener historischer Situationen“. Die Vorlesung behandelt Aufbau, Entstehung und theologische Grundanliegen der einzelnen Werke des Alten Testaments, d.h. der einzelnen Bücher und der übergreifenden Werke wie des Pentateuchs oder des deuteronomistischen Geschichtswerkes. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf grundlegenden Traditionen und Ideen, die sich durch die Texte ziehen, wie die Erzeltern- und Exodustradition, die verschiedenen Bundesvorstellungen oder Gotteskonzeptionen sowie die Entwicklung messianischer Hoffnungen.
Außerdem beschäftigen wir uns mit hermeneutischen Fragen sowie der Entstehung, dem Aufbau und der theologischen Relevanz des Kanons. Sofern es die Zeit erlaubt, werfen wir einen Blick auf ausgewählte außerkanonische Schriften. (3 SWS)

Literatur:
ZENGER, E. u.a., Einleitung in das Alte Testament, Studienbücher Theologie 1, 1, hg. C. Frevel Stuttgart, 9. Aufl. 2015.
GERTZ, J. C. (Hg.), Grundinformation Altes Testament, utb 2745, Göttingen, 5. Aufl. 2016.
KOEHLMOOS, M., Altes Testament, utb basics 3460, Tübingen-Basel 2011.
ROEMER, T. (Hg), Einleitung in das Alte Testament. Die Bücher der Hebräischen Bibel und die alttestamentlichen Schriften der katholischen, protestantischen und orthodoxen Kirchen, Zürich 2013.
CARR, D. M., Einführung in das Alte Testament. Biblische Texte – imperiale Kontexte, Stuttgart, 2012.
DIETRICH, W. (Hg.), Die Welt der Hebräischen Bibel. Umfeld-Inhalte–Grundthemen, Stuttgart 2017. 

_____________________________

Systematische Philosophie
Dozent: PD Dr. phil. habil. Gereon Piller

Ontologie
Die Ontologie gilt traditionell als eines der Hauptlehrstücke systematischer Philosophie. Die ihr eigentümliche Ganzheitlichkeit und Grundsätzlichkeit der Perspektive wird hierin besonders deutlich, zumal wenn man den Gegenstand der Ontologie, Aristoteles folgend, bestimmt als: „alles was ist, sofern es ist“ (to on hè on => „ontologia“). Was damit gemeint ist, welche weite­ren Grundstrukturen und -elemente sich daraus ableiten und inwiefern eine solche – zunächst sehr abstrakt erscheinende – Thematik gerade ein wichtiges Stück Grundlagenforschung philo­sophisch-theologischer Propädeutik darstellt, dies soll in der Vorlesung historisch und systema­tisch herausgearbeitet werden. (2 SWS)

Literatur:
Stichwort „Ontologie“ in einem der einschlägigen Fachlexika (z.B. Historisches WB d. Philos.).

_____________________________


Kirchengeschichte
Dozent: Prof. Dr. Wolfgang Vogl

Kirchengeschichte der Neuzeit: Reformation und Katholische Reform
Nachdem es im späten Mittelalter zu der als immer notwendiger empfundenen Reform der Kirchenverfassung nicht mehr kam, entlud sich die Krise der Kirche in der Reformation des 16. Jahrhunderts mit revolutionärer Wucht. Zu den geistigen Wurzeln der Reformation zählten die Lehren Wyclifs und die Strömungen des Humanismus. Zur Vollendung geführt wurden die dort zu Tage tretenden Tendenzen durch die kraftvolle Persönlichkeit des Wittenberger Augustinermönchs Martin Luther, dessen Kritik an kirchlichen Missständen schließlich 1520 zum Bruch mit der katholischen Kirche führte und die reformatorische Bewegung in Deutschland auslöste. Neben Luther traten als Reformatoren Zwingli, Calvin und die Täufer auf. In England kam es 1534 durch König Heinrich VIII. zum Schisma mit Rom. Nach anfänglichem Zögern antwortete die katholische Kirche mit der Einberufung des Trienter Konzils, das von 1545 bis 1563 tagte und die lang ersehnte Reform der Kirche „an Haupt und Gliedern“ einleitete, ohne aber die Kirchenspaltung überwinden zu können. Zu den Grundlagen der Erneuerung der katholischen Kirche zählten neben den Beschlüssen des Trienter Konzils auch eine neue Blüte der Spiritualität und das Aufkommen zukunftsweisender Ordensgemeinschaften, wie die von Ignatius von Loyola gegründete Gesellschaft Jesu. (2 SWS)

Literatur:
FRANZEN, A. Kleine Kirchengeschichte, Freiburg i. Br. 1965.
ISERLOH, E. u. a., Reformation, Katholische Reform und Gegenreformation (= Jedin, Hubert (Hg.), Handbuch der Kirchengeschichte, Band IV), Freiburg i. Br. 1967).
HEIM, M., Kirchengeschichte in Daten (Beck’sche Reihe 1704), München 2006.
EDER, M., Kirchengeschichte. 2000 Jahre im Überblick, Düsseldorf 2008.
HEIM, M., Einführung in die Kirchengeschichte, (C.H. Beck Studium), München 2008.
HEIM, M., (Hg.), Kleines Lexikon der Kirchengeschichte, München 1998.
SCHWAIGER, G., HEIM, M., Kleines Lexikon der Päpste, München 2006.

_____________________________

Kirchengeschichte
(Seminar)
Dozent: Prof. Dr. Wolfgang Vogl

Grundlagen und Schwerpunkte der christlichen Spiritualitätsgeschichte
Das Seminar wendet sich der christlichen Spiritualitätsgeschichte zu, indem in chronologischer Weise verschiedene Schwerpunkte ausgewählt werden. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Grundlegung der christlichen Spiritualität in der Kirche des Altertums. Ausgehend von der hellenistischen Umwelt und den philosophischen Einflüssen werden die Hauptströmungen der Spiritualität der griechischen Kirchenväter aufgezeigt. Als zentrale Themen erscheinen das Leben des Menschen mit Gott, das Geheimnis des Menschen und seiner Existenz in der Welt, die asketische Spiritualität und das Kontemplationsideal. In das Mittelalter führen die Spiritualität des benediktinischen Mönchtums und die Frauenmystik. Die Epoche der neuzeitlichen Spiritualität wird durch die Reform des unbeschuhten Karmels mit ihren beiden großen Gründer- und Lehrergestalten Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz vertreten. Ein Blick auf die Entwicklungslinien der christlichen Spiritualität im 19. und 20. Jahrhundert schließt den Gang durch ausgewählte Aspekte der Spiritualitätsgeschichte ab. Dabei bringen sich die Studierenden mit Referaten zu Persönlichkeiten/Heiligen der Spiritualitätsgeschichte ein, die biographisch vorgestellt, kirchengeschichtlich eingeordnet und mit ihrem exemplarischen geistlichen Leben bzw. ihrer geistlichen Lehre erschlossen werden. (2 SWS)
Leistungen der Studenten: 30minütiges Referat mit einem Gliederungsblatt (Handout) für alle Teilnehmer und Seminararbeit.

Allgemeine Literatur:
Einstieg über Lexika: z. B. LThK, Dictionnaire de Spiritualité, Theologische Realenzyklopädie (TRE).
McGINN, B., u. a. (Hg.): Geschichte der christlichen Spiritualität, 3 Bände, Würzburg 1993–1997.
McGINN, B., Die Mystik im Abendland, 5 Bände, Freiburg i. Br. u. a. 1994–2016.
BENKE, C., Kleine Geschichte der christlichen Spiritualität, Freiburg i. Br. 2007.
MURSELL, G. (Hg.): Die Geschichte der christlichen Spiritualität. Zweitausend Jahre in Ost und West Stuttgart 2002.
GRESHAKE, G. u. a. (Hg.): Quellen geistlichen Lebens, 4 Bände, Mainz 1980–1993.

_____________________________

NT-Einleitung
Dozent: Prof. Dr. Adrian Wypadlo

Die synoptischen Evangelien
„So ähnlich – und doch ganz anders“. Wenn es einen Bereich gibt, bei dem dieser etwas abgegriffene Spruch greift, dann sind dies die Synoptischen Evangelien. Obgleich sie sich im Grundaufriss und in vielen Perikopen manchmal bis aufs Wort gleichen, stellen sie von ihren theologischen Konzeptionen her betrachtet jeweils eine ganz eigenständige theologische Welt dar. In diese Ähnlichkeit und Unterschiedlichkeit will die Vorlesung im Wintersemester 2022/23 einführen: Thema dieser Einleitungsvorlesung sind die synoptischen Evangelien, d.h. die Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas. Um das Jahr 70 n. Chr. begann – zeitgleich mit dem Ableben der ersten christlichen Generation – die Evangelienschreibung. Der Verfasser des Markusevangelium war der Schöpfer dieser neuartig-faszinierenden Form christlicher Literatur, die maßgeblich für die Entwicklung der Kirche werden sollte. Aufbauend auf dem Markusevangelium verfassten auch die Großevangelisten, die wir mit der kirchlichen Tradition Lukas und Matthäus nennen, ihre Werke im Hinblick auf die Gemeinden, für die sie sich verantwortlich fühlten. Wollten sie das MkEv ergänzen, korrigieren oder gar verdrängen?
Zielsetzung der Vorlesung ist es zunächst, mit der Textgattung „Evangelium“ vertraut zu machen: Was für eine Art von Literatur liegt uns hierbei eigentlich vor. Ein „Klassiker“ der Einleitungswissenschaft ist die sogenannte „synoptische Frage“, die in der Zweiquellentheorie die bisher befriedigendste Antwort gefunden hat: Wie hängen die Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas konkret zusammen und wie lassen sich sowohl die massiven Berührungen und als auch die Abweichungen glaubwürdig erklären?
Nach diesen notwendigen Vorüberlegungen werden sodann die zentralen einleitungswissenschaftlichen Fragen zum Markus-; Matthäus- und Lukasevangelium diskutiert. In diesem Zusammenhang ist auch die sogenannte Logienquelle (Q) in die Überlegungen einzubeziehen. Neben das Einleitungswissen tritt eine Einführung in das jeweilige theologische, insbesondere christologische Denken der Synoptiker. (2 SWS)

Literaturauswahl:
NIEBUHR, K.-W. (Hrsg.), Grundinformation Neues Testament. Eine bibelkundlich-theologische Einführung. UTB 2108. Göttingen 2000: 75-142.
EBNER, M., SCHREIBER S. (Hrsg.), Einleitung in das Neue Testament. Stuttgart 32018: 68-209.
Pilhofer P., Das Neue Testament und seine Umwelt. Tübingen 2010. §47; §§48-50; §§52-53.
ERNST, J., Markus. Ein theologisches Portrait. Düsseldorf 21991.
ERNST, J., Matthäus. Ein theologisches Portrait. Düsseldorf 1989.
ERNST, J., Lukas. Ein theologisches Portrait. Düsseldorf 21991.