Vorlesungsverzeichnis Studienabschnitt-I

                                                                  

Sommersemester 2024
(Beginn: 15. April 2024)

Fundamentaltheologie
Dozent: Prof. Dr. Christoph Binninger

Offenbarung
Die Vorlesung setzt sich mit der Wirklichkeit und der Dimension der göttlichen Offenbarung auseinander. Folgende Themen werden behandelt: „Es hat Gott in seiner Güte und Weisheit gefallen, sich selbst zu offenbaren und das Geheimnis seines Willens bekannt zu machen (vgl. Eph 1,9), dass die Menschen durch Christus, das fleischgewordene Wort, im Heiligen Geist Zugang zum Vater haben und der göttlichen Natur teilhaftig werden (vgl. Eph 2,18; 2 Petr 1,4)“. DV 2
1. Neuzeitliche Offenbarungskritik (u. a. Problematik des Deismus)
2. Der Mensch als Adressat einer möglichen Offenbarung Gottes – die Gottoffenheit des Menschen
3. Offenbarung und Hl. Schrift
4. Das Offenbarungsthema auf dem Vaticanum I und dem Vaticanum II.
(2 SWS)

Literatur:

  1. Konzilsdokumente: DV.
  2. KERN, W., POTTMEYER, H. und SECKLER, M. (Hrsg.), Handbuch der Fundamentaltheologie, Bd. 2, Freiburg/ Br. 2000².
  3. DE LUBAC, H., Die göttliche Offenbarung, Freiburg/ Br. 2001.
  4. VERWEYEN, H., Gottes letztes Wort. Grundriss der Fundamentaltheologie, Regensburg 20024.

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Fundamentaltheologie (Seminar)
Dozent: Prof. Dr. Christoph Binninger

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6) – Das Christentum und die Religionen
Das Seminar möchte zunächst die wichtigsten theologischen Grundlehren der Weltreligionen (Buddhismus, Hinduismus, Islam und Judentum) herausarbeiten. In einem zweiten Schritt be­schäftigt sich die Lehrveranstaltung mit der aktuellen Frage des Religionspluralismus (u. a. Hick, Knitter, Schmidt-Leukel) und stellt die Frage nach der Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi im Lichte des II. Vaticanum und der sich daran anschließenden lehramtlichen Dokumente.
(2 SWS)

Literatur:
Konzilsdokumente: NA, LG.
MÜLLER, G. L./ SERRETTI, M. (Hrsg.), Einzigkeit und Universalität Jesu Christi. Im Dialog mit den Religionen, Freiburg/ Br. 2001.
KERN, W. / POTTMEYER, H. / SECKLER, M. (Hrsg.), Handbuch der Fundamentaltheologie, Bd. 2, Freiburg/ Br. 2000².
KASPER, W. (Hrsg.), Absolutheit des Christentums, Freiburg/ Br. 1977.
Internationale Theologenkommission, Das Christentum und die Religionen, 1996 (= Arbeitshil­fen, hrg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Nr. 136).
Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung „Dominus Jesus“. Über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche, Rom 2000.
Johannes Paul II., Enzyklika „Redemptoris missio“ (= AAS 83 (1991)).
Paul VI., Apostolisches Schreiben „Evangelii nuntiandi“ (= AAS 68 (1976)).

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Philosophiegeschichte
Dozent: Prof. Dr. Sigmund Bonk

Spätantike und mittelalterliche Philosophie
Der in hellenistischer Zeit schließlich ein wenig erlahmte Höhenflug der klassischen griechischen Philosophie erhält durch das weltgeschichtliche Ereignis des im römischen Imperium sukzessive an Einfluss gewinnenden Christentums neue Kraft und eine veränderte Richtung. Vorbereitet durch spätrömische Denker wie Seneca, Marc Aurel und vor allem Plotin, leistet Augustinus (+430 n. Chr.) eine für die nachfolgenden Jahrhunderte richtungweisende Synthese von säkula­rer Philosophie („Weltweisheit“) und christlichem Glauben („Heilsweisheit“).
Der Hl. Augustinus und die Heraufkunft der Scholastik mit ihrem größten Meister, dem Hl. Tho­mas von Aquin, stellen bedeutende Wegmarken in der Geschichte des abendländischen Denkens dar, deren Verständnis bis heute für jede seriöse Arbeit im Schnittfeld von Philosophie und Theologie ganz unentbehrlich ist.
Auch lässt sich nur von hier aus ermessen, was die – spätestens mit Nicolaus Cusanus einsetzende – Renaissance und vielberufene „Neuzeit“ eigentlich ausmachen, wobei es freilich darauf ankäme, Verlust und Gewinn besonnen abzuwägen.
(3 SWS)

Literatur:
HIRSCHBERGER, J., Geschichte der Philosophie. Bd. I: Altertum und Mittelalter. Bd. II: Neuzeit und Gegenwart. Köln 2000.

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Christliche Sozialwissenschaften
Dozent: Prof. Dr. Clemens Breuer

Grundlegung der Christlichen Sozialwissenschaften (2): Die Familie als Lebenszelle der Gesellschaft; Die Bedeutung der menschlichen Arbeit
Spezielle Christliche Sozialwissenschaften (1): Wirtschaftsethik

Ehe und Familie sind die Lebenszelle der Gesellschaft. Während aufgrund der demographischen Schieflage der Ruf nach einer Stärkung der Familie nicht nur von der Kirche, sondern auch vom Staat deutlich zu vernehmen ist, wird die Ehe staatlicherseits zunehmend als Privatangelegenheit angesehen und damit im öffentlichen Bewusstsein de facto marginalisiert. Die katholische Kirche hat dagegen stets betont, dass das Fundament der Familie die Ehe ist. Die Ehe ist nach katholischem Verständnis jedoch kein „weltlich Ding“, eine in vielerlei Hinsicht mehr oder weniger praktische Einrichtung, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern. Die Ehe ist ein Sakrament, eine Verbindung, die vor Gottes Angesicht und mit Gott geschlossen wird. Er schenkt die Gnade und Kraft, das einmal gesprochene Ja-Wort ein Leben lang durchzuhalten.
Bereits im Alten Testament ist der Mensch aufgerufen, die Erde zu bebauen und zu hüten (Gen 2,15). Die Arbeit gehörte aber schon vor dem Sündenfall zur Situation des Menschen und ist deshalb weder Strafe noch Fluch. Im Gleichnis von den Talenten wird im Neuen Testament ebenfalls der Auftrag zur Arbeit deutlich angesprochen. Der Apostel Paulus formuliert es noch schärfer: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ (2 Thess 3,10).
In seiner allgemeinen Form kann unter Wirtschaftsethik jede normative Disziplin verstanden werden, die sich mit dem sittlich richtigen Handeln der Menschen in der Wirtschaft beschäftigt. Wirtschaftsethik wird einerseits in die Individualethik unterteilt, der es um die persönliche Verwirklichung von sittlichen Werten und Tugenden wie beispielsweise Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit geht. Im Unterschied hierzu untersucht andererseits die Sozialethik den Makro-Aspekt der Ethik. Sie fragt danach, wie gesellschaftliche Koordination durch Ethik geleitet werden kann und geht auf den Normenbegründungs- und Erziehungsprozess in der Reflexion ethischer Diskurse ein.
(3,5 SWS)

Literatur:
Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden (Hg.): Kompendium der Soziallehre der Kirche, Freiburg/Br. 2006 (Erstausgabe in italienischer Sprache, Vaticana 2004).
Päpstlicher Rat für die Familie (Hg.): Lexikon Familie, Mehrdeutige und umstrittene Begriffe zu Familie, Leben und ethischen Fragen, Paderborn 2007.
Johannes Paul II., Enzyklika „Laborem exercens“ über die menschliche Arbeit zum neunzigsten Jahrestag der Enzyklika „Rerum novarum“ (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 32), Bonn 1981.
GOLDSCHMIDT, Nils, Der Streit um das Soziale in der Marktwirtschaft (= Kirche und Gesellschaft, Nr. 344), Köln 2007.
HARDES, Heinz-Dieter, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, München 9. Auflage 2007.
HEMEL, Ulrich, Wert und Werte. Ethik für Manager. Ein Leitfaden für die Praxis, München 2005.
KERSTEN, Manfred, Ehe und Familie im Wandel der Geschichte. Wie sich die Institutionen Ehe und Familie in den Jahrhunderten verändert haben, Heimbach/ Eifel 2012.
KLUXEN, Wolfgang, Perspektiven der Wirtschaftsethik, Opladen 1998.
OCKENFELS, Wolfgang, 10 Gebote für die Wirtschaft, Köln 2006.
SPIEGEL, Peter, Muhammad Yunus – Banker der Armen. Der Friedensnobelpreisträger. Sein Leben. Seine Vision. Seine Wirkung, Freiburg/Br. 2006.
UTZ, Arthur Fridolin, Sozialethik IV. Teil: Wirtschaftsethik, Bonn 1994.

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Systematische Philosophie
Dozent: PD Dr. phil. habil. Gereon Piller

Erkenntnislehre
Erkenntnislehre als Teildisziplin der systematischen Philosophie befasst sich mit Möglichkeit, Geltung und Reichweite der menschlichen Erkenntnis. Grundfragen der Erkenntnislehre spielen auch eine wichtige Rolle in der Wissenschaftstheorie – wobei sprachtheoretische und metho­dologische Fragen sowie Grundelemente der formalen Logik mit einfließen. So betrachtet gehören erkenntnistheoretische Erwägungen seit jeher zur Selbstbegründung der Philosophie und des wissenschaftlichen Forschens. In dieser Stellung hat die Erkenntnislehre im Rahmen philosophisch-theologischer Propädeutik traditionell die Aufgabe einer Einleitungswissenschaft.
(1 SWS)

Literatur:
Janich, P., Was ist Erkenntnis? Eine philosophische Einführung. München 2000 (Beck’sche Reihe; 1376).

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Kirchengeschichte
Dozent: Prof. Dr. Wolfgang Vogl

Kirchengeschichte des Mittelalters – Vom Frühmittelalter bis zum Vorabend der Reformation
Am Beginn des Frühmittelalters stehen nach der Völkerwanderung und dem Untergang des weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert die Christianisierung der germanischen Völker und das Bündnis des Papsttums mit den Franken im 8. Jahrhundert, das mit dem Großreich Karls des Großen um 800 den Höhepunkt erreichte. Im 9. und 10. Jahrhundert kam es zu einem Niedergang des kirchlichen Lebens, der aber noch im 10. und im 11. Jahrhundert durch monastische Reformbewegungen aufgefangen werden konnte. Schließlich mündete die kirchliche Erneuerung in das Zeitalter der Gregorianischen Reform, die von 1050 bis 1150 die westliche Kirche entscheidend prägte und veränderte, so dass das Papsttum im Hochmittelalter des frühen 13. Jahrhunderts den Gipfelpunkt seiner innerkirchlichen und politischen Machtstellung erreichen konnte. Mit dem Niedergang des Stauferreiches ab der Mitte des 13. Jahrhunderts gerieten die Päpste trotz ihres noch gesteigerten Kurialismus in die Abhängigkeit der französischen Könige und residierten von 1309 bis 1377 in Avignon. Durch die Auseinandersetzung mit Kaiser Ludwig dem Bayern, die reformerisch und teilweise häretisch vorgetragene Kritik an der Kirchenverfassung, das Große Abendländische Schisma von 1377 bis 1417 und die Bewegung des Konziliarismus im frühen 15. Jahrhundert verlor das Papsttum weiter an religiösem und politischem Gewicht. Während die Kirche durch das Aufkommen der Bettelorden im 13. Jahrhundert und durch die mystische Bewegung des 14. Jahrhunderts große religiöse Aufbrüche verzeichnen konnte, kam es zu der immer notwendiger empfundenen Reform der Kirchenverfassung im Spätmittelalter nicht mehr, so dass die Krise der Kirche in der Reformation des 16. Jahrhunderts mit revolutionärer Wucht zutage treten sollte.
(2 SWS)

Literatur:
FRANZEN, August, Kleine Kirchengeschichte, Freiburg i. Br. 1965.
FRANK, Isnard Wilhelm, Kirchengeschichte des Mittelalters (= Leitfaden Theologie), Düsseldorf 1984.
JEDIN, Hubert (Hg.), Handbuch der Kirchengeschichte, Bände II/2 und III, Freiburg i. Br. 1966-1975.
PIETRI, Luce (Hg.), Die Geschichte des Christentums. Religion, Politik, Kultur, Bände 3–6, Freiburg i. Br. u. a. 1994–2001.
HEIM, Manfred (Hg.), Kleines Lexikon der Kirchengeschichte, München 1998.
SCHWAIGER, Georg und Heim, Manfred, Kleines Lexikon der Päpste, München 2006.

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NT-Einleitung
Dozent: Prof. Dr. Adrian Wypadlo

Das Johannesevangelium und die Schriften der johanneischen Schule
Thema der Einleitungsvorlesung im Sommersemester 2024 ist zunächst das Evangelium des Johannes. Doch wer war dieser Evangelist? An Versuchen, ihn zu identifizieren, mangelt es wahrlich nicht: Man sah in ihm den Zebedäussohn Johannes, den Lieblingsjünger, den anonymen Repräsentanten der johanneischen Gemeinde.
Die Einschätzung von Ernst Käsemann aus den späten 60-ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist weiterhin aktuell: „Das Evangelium ist im ganzen historisch immer noch ein Rätsel und alle Erhellung des Details hat daran kaum etwas geändert“. Doch so sehr dieses Evangelium ein Rätsel bleibt, so sehr fasziniert es den Leser seit den Tagen der Alten Kirche. Nicht wenige sehen in „Johannes“ den ersten großen Mystiker der Kirche, der es verstanden hat, seinen persönlichen Christusglauben in sein Werk einzutragen.
Neben dem Johannesevangelium, auf dem der Schwerpunkt der Vorlesung liegen wird, sind auch die übrigen Schriften der „johanneischen Schule“ zu bedenken – der 1. Johannesbrief – sowie die einer ganz anderen Textgattung zugehörige Offenbarung des Johannes.
(2 SWS)

Literaturauswahl:
BECKER, Jürgen, Johanneisches Christentum. Seine Geschichte und Theologie im Überblick. Tübingen 2004.
ERNST, Josef, Johannes. Ein theologisches Portrait. Düsseldorf 1991.
EBNER, Martin und SCHREIBER, Stefan (Hrsg.), Einleitung in das Neue Testament. Stuttgart 32018: 208-228; 530-551; 559-585.
NIEBUHR, Karl-Wilhelm (Hrsg.), Grundinformation Neues Testament. Eine bibelkundlich-theologische Einführung. UTB 2108. Göttingen 2000: 143-172; 315-326; 346-370.
PILHOFER, Peter, Die johanneische Literatur (Kap. XI). In: Ders.: Das Neue Testament und seine Umwelt. Tübingen 2010.
THEOBALD, Michael, Das Evangelium nach Johannes I. Regensburger Neues Testament. Regensburg 2009. Einleitungskapitel: 13-98.
FREY, Jörg: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“: Jesus als Bild Gottes im Johannesevangelium. In: A. Taschl-Erber; I. Fischer (Hrsg.), Vermittelte Gegenwart. Konzeptionen der Gottespräsenz von der Zeit des Zweiten Tempels bis Anfang des 2.  Jahrhunderts n. Chr. WUNT 367. Tübingen 2016, 179-208.
KARRER, Martin: Johannesoffenbarung, EKK XXIV/1 (Offb 1,1-5,14). Neukirchen-Vluyn u.a. 2017.