„Ich betrachte das Studium Rudolphinum gerne als mein Studium.“ Das hat Bischof Dr. Rudolf Voderholzer während der Feiern zum 50-jährigen Jubiläum der Einrichtung am Montagnachmittag erklärt. Der Bischof von Regensburg wünschte der Einrichtung noch lange Jahre des Bestehens. Das Bischöfliche Studium Rudolphinum Regensburg feierte dieses besondere Jubiläum mit einem Gottesdienst und einem Festakt im Priesterseminar.
Bischof Dr. Rudolf Graber hatte das Institut als Collegium mit Dekret vom Oktober 1972 in Schwaz in Tirol errichtet, da er bereits früh die Herausforderung erkannt hatte, die der Kirche durch den zunehmenden Priestermangel erwächst. Auch berufenen Männern, die kein Abitur haben, sollte der Weg zum katholischen Priestertum offen stehen. Seitdem haben sich Bedingungen und Situationen geändert, der Auftrag des Rudolphinum aber bleibt: das katholische Priestertum zu unterstützen und dabei – etwa auch Gasthörern – ein Studium der Theologie zu ermöglichen.
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer stand nun dem Pontifikalamt in St. Jakob in Regensburg vor, zu dem auch Weihbischof Dr. Josef Graf und Generalvikar Dr. Roland Batz sowie zahlreiche Priester und ehemalige Rudolphiner gekommen waren. Der damalige Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hatte die Einrichtung als Studium Rudolphinum nach Regensburg geholt und hier 2007 als „Studium“ errichtet. Allein seit 2013 bis heute sind aus der Studentenschaft des „Bischöflichen Studium Rudolphinum“ 38 Priester hervorgegangen. Direktor Prof. Dr. Christoph Binninger ist langjähriger Direktor der Einrichtung, die Theologie in Verbindung mit der Kirche, nicht gegen die Kirche lehrt (wie sich Bischof Voderholzer ausdrückte). Unter der Verantwortung von Direktor Binninger verbinden sich Wissenschaft, solide katholische Theologie und geistlicher Anspruch in familiärer Atmosphäre. Zur bisherigen Erfolgsgeschichte der Einrichtung gehört, dass nicht wenige Ordensgemeinschaften Mitglieder zum Studium entsenden. Auch dadurch hat eine Internationalisierung stattgefunden. Benediktiner finden sich zunehmend unter den Studenten.
Der einfache Glaube gegen die Macht
In seiner Predigt hatte Bischof Voderholzer zunächst auf die theologische Bedeutung des Tagesheiligen, des Ignatius von Antiochien, hingewiesen, der im Jahr 117 gestorben ist. Grundanliegen bei ihm sind u.a. die Einigkeit in der Ortskirche in der Verbundenheit mit Bischof, Presbyterium und Diakonen, die herausragende Bedeutung der Kirche Roms und die Quasi-Vorwegnahme der Zwei-Naturen-Lehre. In seinem anschließenden Vortrag während des Festakts bezog sich Dr. Voderholzer auf die Silvesteransprache 1979 des damaligen Erzbischofs von München, Joseph Ratzinger, in dem dieser Probleme ausgefaltet habe, die heute noch deutlicher sichtbar seien als damals. Laut J. Ratzinger sei es Aufgabe des Lehramts, den einfachen Glauben gegen die Macht der Intellektuellen zu verteidigen. Bischof Voderholzer sagte weiter, Theologie habe zwar auch die kritische Funktion, Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Das sei aber nicht die vorrangige Aufgabe der Theologie. Den theologischen Debatten von heute fehle eine gemeinsame Sprache. Angesichts all dieser Befunde nannte der Bischof das Studium Rudolphinum eine „wertvolle theologische Ausbildungsstätte“. Das Kollegium seiner Dozenten könne sich jederzeit mit den Theologen in Deutschland messen lassen.
Msgr. Martin Priller, Regens des Priesterseminars, erinnerte an Bischof Dr. Rudolf Graber, der bei der Einrichtung des Collegiums das Reservoir an geistlichen Berufungen als „noch lange nicht ausgeschöpft“ angesehen hatte. In Zeiten des Umbruchs und des Aufbruchs gelte es, „die Dinge gut anzuschauen“. Dazu wünschte der Regens „Mut, Weitblick und Gottes Segen“.
Zu Symphonien führen
Prof. Dr. Harald Buchinger, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg, stellte fest, dass die universitäre Form der Theologie bei Weitem nicht die einzige Form der Theologie sei. Er erinnerte an den paulinischen Sinn des Miteinanderlaufens im Sinne des Wettstreits, was allerdings zu Symphonien führen könne. Der Dekan gratulierte der „Schwesterinstitution, die fast gleich alt“ sei wie die Fakultät.
Im Weiteren zeigten sich zahlreiche (Ordens)Obere etwa der Passionisten, der Salesianer Don Boscos, der Mariannhiller und der Geistlichen Familie vom Heiligen Blut dankbar für das Wirken des Studium Rudolphinum. Hörenswerte Grußworte, die vorgetragen wurden, sprachen außerdem Abt Dr. Maximilian Heim von Heiligenkreuz im Wienerwald, Rektor Prof. Dr. Christoph Ohly von der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), Dr. Stefan Oster, Bischof von Passau, sowie Gerhard Kardinal Müller. Rektor Binninger erklärte abschließend: „Das Studium Rudolphinum ist auch das Rudolphinum unseres Herrn Jesus Christus.“ (Autor: Prof. Dr. Veit Neumann)